Mohammed Elsusis Studio liegt an der Küche vorbei, am Ende eines fensterlosen Flurs, in seinem Schlafzimmer. Mohammed ist Rapper in Gaza-Stadt – einem Ort, der Welten entfernt ist von der Heimat seiner amerikanischen Idole.

Gaza-Stadt // Gaza-Streifen

Hinter dem Bett steht der kleine Schreibtisch, an dem er sein Studio eingerichtet hat. Ein Laptop, ein USB-Keyboard, ein paar Lautsprecher. Mohammed braucht nicht viel für seine Musik:

Wenn Mohammed die Gardinen aufzieht und aus dem Fenster seines Studios guckt, sieht er die Dächer seines Viertels. Es ist ein ehemaliges Flüchtlingscamp. Doch die Menschen wohnen hier seit Generationen. So wie Mohammeds Familie.

Mit seinem Bruder Osama und einigen Freunden hat Mohammed die Revolution Makers gegründet. Bandprobe im Schlafzimmer:

In der Musik findet Mohammed die Freiheit, die er im Alltag nicht hat: Im Gaza-Streifen lebt er hinter geschlossenen Grenzen, in einer von Kriegen zerstörten Stadt, unter dem Regime der Hamas-Regierung.

Von all den schlechten Nachrichten hat Mohammed inzwischen genug. Er will Kunst machen. Gerade jetzt. Gerade hier:

Doch noch fehlt den Revolution Makers das Publikum. Rap ist in der arabischen Welt nicht sehr verbreitet. Vor allem nicht, wenn er kritisch ist.

Mohammed will mit seiner Musik die Leute erreichen. Anfangs thematisierten die Revolution Makers die schwierige politische Lage. Jetzt singen sie lieber über das, was die Menschen im Alltag bewegt:

Weil sie keinen Proberaum haben, üben die Revolution Makers in ihren Schlafzimmern, an abgelegenen Stränden und über den Dächern von Gaza-Stadt.

Doch auch dort sind die Musiker vorsichtig. Denn die Sittenwächter der Hamas haben strenge religiöse Regeln aufgestellt und wollen alle Künstler in Gaza kontrollieren:

Ob Regisseure, Schauspieler, Autoren, Musiker: Jedes Kunstwerk in Gaza muss den Behörden vorgelegt werden. Wer die Regierung kritisiert, riskiert harte Strafen.

Mohammed hat oft erlebt, wie befreundete Musiker unter der Zensur den Mut verloren haben. Keine Proben, keine Auftritte mehr. Dabei sind Konzerte gerade hier so wichtig, um eine Stimme zu bekommen:

Mohammed stand noch nie auf einer Bühne. Bei den Behörden bewirbt er sich um eine Konzertgenehmigung – und ist dafür sogar bereit, sich den Regeln zu beugen:

Die politische Lage lässt Mohammeds Traum in weite Ferne rücken. Nach dem Wahlsieg Donald Trumps wird der israelische Siedlungsbau in palästinensischen Gebieten wieder forciert. Wer denkt da an Rap?

Und so sieht Mohammed eine Zukunft in Freiheit für sich nur im Ausland.

Um bis dahin über die Runden zu kommen, jobbt Mohammed in einem Tonstudio. Und sucht sich auf Umwegen sein kleines Stück Freiheit:

Impressum

Autorin Rosa Thoneick

Kamera Rosa Thoneick, Saleh Jadallah

Schnitt Rosa Thoneick

Fotos Haitham Nuraldeen, Eduardo Soteras Jalil, Mahmud Hams (AFP), Mohammed Abend (AFP), Khalil Hamra (AP/DPA), Zuma Press (Imago), Jonas Opperskalski (LAIF/DER SPIEGEL)

Übersetzung Julian Nama

Musik Revolution Makers

Animation Lorenz Kiefer

Programmierung Tobias Hellwig

Redaktion Jens Radü

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